Kennst du dieses Gefühl, wenn du auf Instagram scrollst und zum hundertsten Mal die gleichen überfüllten Gassen von Positano oder die Gondeln in Venedig siehst? Ich habe irgendwann beschlossen, dass es Zeit für etwas Neues ist. Nach drei Sommern, in denen ich durch die abgelegensten Ecken Italiens gefahren bin, habe ich wahre Schätze entdeckt – authentische Dörfer, in denen die Einheimischen mich überrascht anschauten, wenn ich nach dem WLAN-Passwort fragte.
Hier teile ich meine 15 liebsten versteckten Orte in Italien, die (noch) nicht von Influencern belagert werden. Schnell lesen, besonderen Urlaub planen, und bitte, bitte nicht zu viel auf Instagram posten. 😉
1. Calcata: Das Dorf der Aussteiger und Künstler
Stell dir vor, ein ganzes mittelalterliches Dorf auf einem Felsenplateau, umgeben von dichtem Wald, nur eine Stunde von Rom entfernt. Calcata wirkt wie eine Filmkulisse, ist aber absolut echt.
In den 1960er Jahren wurde das Dorf von Künstlern und Hippies bevölkert, nachdem die ursprünglichen Bewohner „freiwillig“ umgesiedelt wurden. Die Regierung hatte damals behauptet, der Felsen würde bald einstürzen – was bis heute nicht passiert ist.
Was Calcata besonders macht:
- Verwinkelte Gassen ohne erkennbares System
- Kunsthandwerkerläden in uralten Höhlenwohnungen
- Ein Café, dessen Terrasse buchstäblich über dem Abgrund hängt
Die beste Zeit für einen Besuch ist im Frühling oder Herbst, wenn du das Dorf fast für dich alleine hast und die umliegenden Wälder in leuchtenden Farben erstrahlen.
2. Civita di Bagnoregio: Die sterbende Stadt
Dieses Dorf wird langsam berühmter, aber ich habe es noch rechtzeitig erlebt, bevor der große Ansturm begann. Civita thront auf einem Tuffsteinhügel, der durch Erosion immer kleiner wird – daher der Beiname „die sterbende Stadt“.
Der einzige Zugang ist eine 300 Meter lange Fußgängerbrücke, die dich zu einem Ort bringt, der die Zeit vergessen hat. Hier leben permanent nur noch eine Handvoll Menschen, die hauptsächlich vom Tourismus leben.
Hast du jemals davon geträumt, in einem Ort zu übernachten, der nachts komplett still ist? Hier kannst du es erleben. Die wenigen B&Bs bieten eine Atmosphäre, die selbst die luxuriösesten Hotels in Rom nicht bieten können.
Mein Tipp: Wenn du die besten Ausflugsziele in Thüringen bereits erkundet hast, dann ist diese italienische Erfahrung der perfekte nächste Schritt für Liebhaber historischer Orte.
3. Matera: Die Höhlenstadt, die sich neu erfunden hat
Zugegeben, Matera ist keine komplette Unbekannte mehr – es war 2019 Kulturhauptstadt Europas. Aber verglichen mit den italienischen Instagram-Hotspots ist es immer noch ein Geheimtipp.
Diese Stadt in der Region Basilicata besteht aus jahrtausendealten Höhlenwohnungen, den „Sassi“. Bis in die 1950er Jahre lebten hier Menschen unter unvorstellbar ärmlichen Bedingungen. Heute sind viele der Höhlen in Boutique-Hotels und Restaurants umgewandelt worden.
Was du in Matera nicht verpassen solltest:
- Sonnenaufgang über den Sassi – ein fast spirituelles Erlebnis
- Die felsgehauenen Kirchen mit mittelalterlichen Fresken
- Ein Abendessen in einem Restaurant, das in einer 3000 Jahre alten Höhle eingerichtet ist
Übrigens: Wenn du nach dem Besuch in Italien noch mehr versteckte Perlen entdecken möchtest, schau dir unbedingt die verborgenen Schätze von Erfurt an – eine wunderbare Ergänzung für Liebhaber historischer Städte.
4. Bagnoli del Trigno: Das Dorf, das aus dem Felsen wächst
In Molise – der Region, von der viele Italiener behaupten, sie würde gar nicht existieren – liegt Bagnoli del Trigno. Das Dorf scheint buchstäblich mit dem massiven Felsen verwachsen zu sein, auf dem es thront.
Als ich dort ankam, fragte mich ein älterer Herr, ob ich mich verfahren hätte. Touristen kommen hier wirklich selten vorbei. Und genau das macht den Charme aus: Authentisches italienisches Dorfleben ohne Souvenirshops und überpreisige Cafés.
Die einzige Herausforderung: Es gibt nur eine Unterkunftsmöglichkeit im Ort. Reserviere also unbedingt im Voraus, wenn du hier übernachten möchtest.
5. Castell’Arquato: Mittelalter wie aus dem Bilderbuch
In der Emilia-Romagna, bekannt für Parma-Schinken und Parmigiano-Reggiano, versteckt sich Castell’Arquato wie eine Zeitkapsel. Die mittelalterliche Architektur ist so perfekt erhalten, dass hier regelmäßig Historienfilme gedreht werden.
Das Dorf ist in zwei Teile geteilt: Die herrschaftliche Oberstadt mit Burg, Rathaus und Kirchen, und die Unterstadt, wo früher die einfachen Leute lebten. Heute findest du hier einige der besten Trattorien der Region.
Was mich besonders beeindruckt hat: Die lokalen Weingüter. Die Region ist bekannt für den Gutturnio, einen rubinroten Wein, den du unbedingt probieren solltest – aber Vorsicht, er geht leichter ins Blut als man denkt!
Bevor du nach Italien reist, könnte dich auch unsere ultimative Packliste interessieren, die dir hilft, nichts Wichtiges zu vergessen.
6. Pitigliano: Die kleine Jerusalem der Toskana
Die Toskana kennt jeder, aber Pitigliano? Diese Stadt aus Tuffstein erhebt sich wie eine Festung über dem Tal und leuchtet bei Sonnenuntergang in warmen Goldtönen.
Was die wenigsten wissen: Pitigliano hatte jahrhundertelang eine bedeutende jüdische Gemeinde und wird deshalb auch „Klein-Jerusalem“ genannt. Im jüdischen Viertel kannst du die restaurierte Synagoge, das rituelle Bad und die in den Tuff gehauenen Bäckereien besichtigen.
Geheimtipp: Der lokale Weißwein Bianco di Pitigliano ist einer der unterschätztesten Weine Italiens. Ich empfehle, mindestens eine Flasche mit nach Hause zu nehmen – falls du es schaffst, sie so lange aufzuheben.
Wenn du ähnlich malerische Orte in Deutschland suchst, hat ein Tag in München einen ähnlichen Zauber zu bieten, wenn auch in einem völlig anderen architektonischen Stil.
7. Morro d’Alba: Wo der Zeit die Luft ausging
In den Marken, einer Region, die selbst viele Italiener noch nicht richtig erkundet haben, liegt Morro d’Alba. Das Besondere: Das Dorf besitzt einen überdachten Wehrgang, den „La Scarpa“, der sich über einen Kilometer um das gesamte Dorf zieht.
Als ich dort war, traf ich auf den Bürgermeister, der mir persönlich die Geschichte des Ortes erzählte – so etwas passiert dir in Venedig garantiert nicht! Das Dorf ist bekannt für den Lacrima di Morro d’Alba, einen aromatischen Rotwein, der angeblich schon von Friedrich Barbarossa geschätzt wurde.
Am besten besuchst du Morro d’Alba während des Weinfestivals im August, wenn die normalerweise ruhigen Gassen mit Leben gefüllt werden und du an jeder Ecke eine andere Variante des lokalen Weins probieren kannst.
8. Pietrapertosa: In den Wolken der Basilikata
Auf 1.088 Metern Höhe thront Pietrapertosa in den Dolomiten des Südens, wie die Gebirgsformation hier genannt wird. Der Name bedeutet „durchlöcherter Stein“ und beschreibt perfekt, wie das Dorf zwischen massiven Felsformationen eingeklemmt scheint.
Die Fahrt hierher ist nichts für schwache Nerven – Serpentinen und schwindelerregende Ausblicke inklusive. Aber die Belohnung ist es wert!
Für Adrenalin-Junkies: Zwischen Pietrapertosa und dem Nachbardorf Castelmezzano kannst du mit dem „Flug des Engels“ mit bis zu 120 km/h an einem Stahlseil über das Tal sausen. Ich habe mich nicht getraut, aber die begeisterten Gesichter der anderen Teilnehmer sprachen Bände.
Wenn du nach deinem Italien-Abenteuer die deutsche Heimat erkunden möchtest, bietet das Eichsfeld im Herzen Deutschlands ähnlich beeindruckende Naturlandschaften.
9. Furore: Die Fjord-Sensation an der Amalfiküste
Die Amalfiküste – überlaufen und überschätzt? Nicht, wenn du Furore kennst. Dieses „unsichtbare Dorf“ besteht aus Häusern, die über ein großes Gebiet an steilen Hängen verstreut sind, mit dem Herzstück Fiordo di Furore – einem schmalen Fjord, der sich ins Landesinnere schneidet.
Anders als im Rest der Amalfiküste findest du hier selbst im Hochsommer einen Parkplatz, und der kleine Strand am Fjord ist selten überfüllt. Die Fischer, die hier ihre bunten Boote haben, kennen noch jeden Besucher persönlich.
Im Dorf selbst wurden alle Hauswände zu Leinwänden für Wandmalereien – ein Open-Air-Museum, das die Geschichte des Ortes erzählt. FYI: Hier wurde auch der Film „L’Amore“ mit Anna Magnani gedreht.
10. Tellaro: Die Perle des Golfs von La Spezia
Nur einen Katzensprung von den berühmten Cinque Terre entfernt, aber welten entfernt vom Touristentrubel: Tellaro ist das, was die Cinque Terre vor 30 Jahren waren. Das pastellfarbene Fischerdorf schmiegt sich an die Felsen und öffnet sich zum tiefblauen Meer.
Die Legende erzählt, dass einst eine riesige Krake die Kirchenglocken läutete, um die Dorfbewohner vor einem Piratenangriff zu warnen. Deshalb ist die Krake heute das inoffizielle Symbol des Dorfes.
Mein persönlicher Tipp: Besuche den kleinen Felsenstrand unterhalb des Dorfes bei Sonnenuntergang. Mit etwas Glück hast du ihn ganz für dich allein und kannst beobachten, wie die untergehende Sonne die Häuserfassaden in magisches Licht taucht.
Nach deinem Italien-Urlaub lohnt sich übrigens auch ein Besuch in Heiligenstadt im Eichsfeld, das mit seinem mittelalterlichen Charme an einige der italienischen Dörfer erinnert.
11. Dozza: Wo jede Hauswand ein Kunstwerk ist
Nur 30 Minuten von Bologna entfernt liegt Dozza, ein mittelalterliches Dorf, das sich alle zwei Jahre in eine gigantische Kunstgalerie verwandelt. Seit 1960 werden hier beim „Biennale del Muro Dipinto“ die Hauswände von internationalen Künstlern bemalt.
Das Ergebnis ist ein Dorf, in dem du um jede Ecke etwas Neues entdeckst – von realistischen Szenen bis hin zu surrealen Kunstwerken. Die Rocca Sforzesca, die Burg im Zentrum, beherbergt heute das regionale Weinmuseum mit einer beeindruckenden Enoteca, in der du Weine aus der gesamten Emilia-Romagna verkosten kannst.
Ich verbrachte dort einen ganzen Tag damit, einfach durch die Gassen zu schlendern und immer wieder neue Details in den Wandgemälden zu entdecken. Mein Nacken tat abends weh vom ständigen Nach-oben-Schauen – aber es war jeden Muskelkater wert!
12. Populonia: Etruskische Geschichte mit Meerblick
An der Küste der Toskana thront Populonia auf einem Hügel mit Blick auf das Tyrrhenische Meer und die Insel Elba. Hier verbinden sich etruskische Geschichte, mittelalterlicher Charme und atemberaubende Naturkulissen.
Der kleine Ort war einst eine mächtige etruskische Stadt und einer der wichtigsten Eisenverarbeitungsorte der antiken Welt. Heute kannst du durch das winzige mittelalterliche Dorf spazieren und anschließend den archäologischen Park mit etruskischen Gräbern erkunden.
Was mich begeistert hat: Von der Burgmauer aus kannst du bis zur Insel Elba sehen, besonders eindrucksvoll bei Sonnenuntergang. Und die archäologischen Stätten sind so weitläufig und unreguliert, dass du dich fühlst wie ein Entdecker aus dem 19. Jahrhundert.
Ähnliche historische Erfahrungen, wenn auch aus einer anderen Epoche, kannst du in der Burg Bodenstein in Deutschland machen.
13. Spello: Blumenwunder in Umbrien
Umbrien wird oft als „das grüne Herz Italiens“ bezeichnet, und Spello verkörpert diese Beschreibung perfekt. Das Dorf an den Hängen des Monte Subasio ist bekannt für seine Infiorata – ein Blumenfestival, bei dem Einwohner kunstvoll Blütenbilder auf den Straßen gestalten.
Aber auch außerhalb dieses Festivals ist Spello ein Blütentraum. Die Bewohner wetteifern das ganze Jahr über darum, wer die schönsten Blumen an Fenstern und Balkonen hat. Das Ergebnis sind rosa und rot blühende Gassen zwischen mittelalterlichen Steinmauern.
In den kleinen Trattorien servieren sie dir Spezialitäten wie Strangozzi-Pasta mit schwarzem Trüffel aus den umliegenden Wäldern. Mein Tipp: Probiere das lokale Olivenöl – es gilt als eines der besten Italiens und wird in manchen Restaurants sogar wie Wein in verschiedenen Sorten zur Verkostung angeboten.
14. Castelmezzano: Zwischen den Felsen der „Lukanischen Dolomiten“
Wie eine Fata Morgana erscheint Castelmezzano zwischen den bizarren Felsformationen der Basilikata. Bei Sonnenuntergang leuchten die Häuser golden vor der dramatischen Kulisse der zerklüfteten Berge.
Mit unter 1.000 Einwohnern ist das Dorf beschaulich, aber keineswegs langweilig. Die örtliche Küche ist ein Highlight – probiere unbedingt die „Orecchiette con cime di rapa“, Pasta mit Stängelkohl, ein einfaches Gericht, das hier zum Gourmet-Erlebnis wird.
Obwohl Castelmezzano und das bereits erwähnte Pietrapertosa nur wenige Kilometer Luftlinie voneinander entfernt sind, brauchst du mit dem Auto fast eine Stunde für die Strecke – die kurvenreiche Fahrt durch die Berglandschaft ist aber ein Erlebnis für sich.
15. Rocca Calascio: Die höchstgelegene Festung Italiens
Auf 1.460 Metern Höhe thront die Ruine von Rocca Calascio in den Abruzzen – ein Ort, der so fotogen ist, dass er als Kulisse für „Der Name der Rose“ und „Ladyhawke“ diente.
Das Besondere: Es gibt nur eine Schotterstraße, die nicht ganz bis zur Festung führt. Den letzten Teil musst du zu Fuß gehen. Vielleicht ist das der Grund, warum sich hierher nur wenige Touristen verirren, obwohl der Ausblick über das Hochplateau von Campo Imperatore zu den beeindruckendsten Italiens gehört.
Wenn du Glück hast, erlebst du hier wilde Pferde, die frei durch die umliegenden Berge streifen. Bei meinem Besuch grasten sie friedlich nur wenige Meter von mir entfernt, während die Sonne hinter den Bergen verschwand und die Festungsruine in rötliches Licht tauchte – ein Moment, den kein Instagram-Filter der Welt einfangen könnte.
Fazit: Italiens versteckte Seele entdecken
Diese 15 Dörfer zeigen ein Italien abseits der üblichen Touristenpfade – ein Land, das auch nach tausenden von Jahren Geschichte noch Geheimnisse und unentdeckte Winkel bewahrt. Sie erinnern uns daran, dass wahre Reiseerlebnisse oft dort beginnen, wo die Instagram-Hotspots enden.
Natürlich gibt es noch viel mehr versteckte Perlen in Italien. Der berühmte italienische Reiseblog Turismo.it hat einige zusätzliche Empfehlungen, falls du deine Reiseroute erweitern möchtest.
Wenn du auf der Suche nach weiteren Abenteuern in Deutschland bist, sind die Top 10 Ausflugsziele im Eichsfeld eine hervorragende Alternative zu überlaufenen Touristenorten.
Welche versteckten Orte in Italien oder anderswo hast du entdeckt? Ich sammle ständig neue Ideen für meine nächsten Abenteuer! 🙂